Etwas von den Wurzelkindern

von Sibylle von Olfers

Kurzbeschreibung

„Wacht auf, wacht auf, ihr Kinderlein, es wird nun wohl bald Frühling sein!“

 Am Jahresanfang weckt Mutter Erde die kleinen Wurzelkinder, dann werden die bunten Kleidchen genäht und die Käfer frisch bemalt und danach ist endlich der Frühling da!

Seit über 100 Jahren begleiten die Wurzelkinder von Sibylle v. Olfers Familien durch die Jahreszeiten.

Angaben zum Buch:

Titel: Etwas von den Wurzelkindern
Autorin und Illustratorin: Sibylle v.Olfers
Verlag: esslinger
ISBN: 978-3-480-23310-6
Empfohlenes Alter: ab 2
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Kommentar

Seit 1906 ist dieses Bilderbuch von Sibylle von Olfers lieferbar. Allein das ist schon eine grandiose Qualitätsaussage. Denn wären die „Wurzelkinder“ nicht seither von Generation zu Generation weitergegeben worden, hätte der Buchmarkt diesen Titel schon längst aus seinem Programm gestrichen. Dieses Weitergeben hatte früher einen Schneeballeffekt: Mütter, die die Wurzelkinder als Kind geliebt hatten, haben es ihren Enkelkindern geschenkt, und das waren früher immer viele. Inzwischen hat sich die Welt gedreht und junge Mütter fragen sich, womit sie ihre Kinder heute noch beglücken können; und ich kann nur empfehlen: mit diesen Versen, die sich in jedes Kinderherz schmeicheln, mit diesen Illustrationen, die in ihrer Schönheit vielleicht als Geschmacksache erscheinen, tatsächlich aber reiner Jugendstil und deshalb absolut als Kunst auszuweisen sind, vor allem aber mit diesem Inhalt, der den Kreislauf alles Lebendigen als beruhigend beglückende Erfüllung darstellt. Denn was für die Wurzelkinder gilt, gilt auch für die Menschen. Sie wünschen sich am Ende ihres Lebensweges, wieder nach Hause zu kommen und dort mit offenen Armen erwartet und empfangen zu werden. Und wir Menschenkinder erleben auch in der Schwangerschaft die Geborgenheit, in der Mutter zu reifen, bis die Geburt einen ersten Schritt zum selbstständigen Leben darstellt. Wir freuen uns über die Jahreszeiten und über die Entwicklungsschritte, denen die Naturbilder in diesem Buch zugeordnet werden können: der lustige Frühling, die Reifung in der Lebensmitte wie im Sommer für die „Blümelein, die Gräslein und die Käfer“ und letztlich die Zeit, in der das Leben durch die Herbststürme nach Hause zurückgeweht wird. Ein gelungeneres Bild als die empfangenden Arme der Mutter Erde, die ihre Kinder zurückholt, dorthin, woher sie gekommen sind, kenne ich in der Kinderliteratur nicht. Hier ist nicht vom Tod die Rede, aber jedes Kind begreift ohne Angst, dass dieser Abschluss des Lebens auf unserer Erde ganz in Ordnung ist. Nicht umsonst lieben alte Menschen dieses Buch, selbst wenn sie sich an fast nichts mehr erinnern: Sie können diesen Text noch immer auswendig, seit 60, 70, 80, 90 Jahren hat er ein Leben lang in den Tiefen ihres Gedächtnisses geruht, und sie zitieren ihn nun für ihre letzten Freunde, lächelnd und sehr glücklich …

Hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V.

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