Franz und die Puppe auf Reisen

von Juliane Sophie Kayser

Themen:

Trauer, Verlust, Puppe, Freundschaft, Briefe, Trost, Franz Kafka

Kurzbeschreibung:

Lilli hat ihre Puppe im Park verloren, aber Franz sagt, sie sei nur auf Reisen gegangen. Jeden Tag bringt er Lilli in den Park einen Brief von ihrer Puppe Pauline mit, in denen sie von den aufregenden Abenteuern erzählt, die sie rund um die Welt erlebt …

Angaben zum Buch:

Titel: Franz und die Puppe auf Reisen
Autorin: Juliane S. Kayser
Illustrator: Graham Rust
Verlag: tomorrow’s classics
ISBN: 978-3-9822123-0-2
Empfohlenes Alter: ab 6 Jahren
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Kommentar

Die Lieblingspuppe geht verloren – eine Katastrophe für das Kind. Doch die Puppe lebt weiter und kann mit guter Hilfe den Schmerz lindern …
Der Tod einer geliebten Person ist für die Hinterbliebenen immer eine Katastrophe. Für Kinder bricht eine Welt auch zusammen, wenn es sich dabei um die eine Puppe handelt, die sie lieben. Genau das passiert Lilli, die zwar schon fast Schulmädchen ist, aber sie ist auch Puppenmutter, die sogar beim Spielen im herbstlichen Park darauf achtet, dass sich Pauline nur ja keinen Schnupfen holt. Sie packt ihr Kind mit Spitzenhäubchen geschützt auf eine Bank, singt noch das allerschönste Schlaflied und jagt nun frei von mütterlicher Verantwortung den Schmetterlingen hinterher. Doch dann welch ein Unglück: kurze Zeit später ist Pauline nicht mehr da!
Die Verzweiflung ist übermächtig, und Lilli wäre untröstlich, käme da nicht zufällig der feine Herr Franz vorbei. Der weiß, wo Pauline ist: sie hat sich auf eine abenteuerliche Reise begeben, um ebensolche herrlichen Abenteuer zu erleben, wie Lilli sie machen kann. Und unterwegs ist Pauline dabei ganz lebendig, kann sogar sprechen, Freunde finden und sich letztlich auch verlieben und heiraten.
Juliane Sophie Kayser ist eine begeisterte Leserin von Literatur, und besonders gerne mag sie die Texte von Franz Kafka. Sie hat seine Tagebücher studiert und dort Aufzeichnungen gefunden, aus denen sie nun diesen Text für eben die Kinder gebastelt hat, die traurig sind über den Verlust ihrer Puppe. Kafka war wohl ein besonders liebevoller Mensch. Das wirkliche Kind, dem er diese Briefe, die nun Pauline an Lilli schreibt, lernen wir nicht kennen. Auch die originalen Briefe sind verloren gegangen, aber aus Kafkas Tagebüchern ließen sich die Stationen, die Pauline auf ihrer Reise macht, und die Abenteuer, die sie dabei erlebt, von der heutigen Autorin nachvollziehen. Sie erzählt das nun nicht nur tröstlich, sondern so geheimnisvoll und spannend, dass man von geglückter Trauerarbeit reden darf. Lilli jedenfalls wartet jeden Tag ganz aufgeregt auf ihren Freund Franz, der die Briefe bringt und Lilli damit immer wieder aufs Neue an den Erfahrungen, die Pauline unterwegs macht, teilnehmen lässt, fast so, als würde Lilli all das selbst erleben.
Dass der Franz diese Briefe Nacht für Nacht selbst geschrieben hat, wird Lilli nie erfahren. Juliane Sophie Kayser aber hat die Idee, ein Kind in einer schweren Zeit zu begleiten, aufgenommen und mit diesem Buch Kindern nicht nur ein wunderschönes Buch, sondern ein echtes Trostbuch geschenkt. Und weil sie für die Ausstattung ihrer Geschichte den für sie besten aller Illustratoren gewinnen wollte, hat sie es mit ihrem persönlichen Charme tatsächlich geschafft, einen der größten seines Faches dafür zu gewinnen: Graham Rust, der bisher lediglich die Romane von Frances Hodgson Burnett – und wer kennt sie nicht: „Der kleine Lord“, „Der geheime Garten“ und „Prinzessin Sara“ – bearbeitet hat, war bereit, zauberhafte Bilder für dieses Buch, das im Verlag „Tomorrow´s Classics“ erschienen ist, zu malen. Auch die ganze Ausstattung folgt diesem kostbaren Design. Auf den ersten Blick vermutet man, das Buch wäre ein englischer Klassiker des frühen 20sten Jahrhunderts. Aber die Autorin wie auch der Illustrator, die jetzt im Jahr 2020 für Kinder gearbeitet haben, wissen, dass Kindergefühle zeitlos sind, aber sowohl in der Sprache wie auch bei den Bildern Personen finden müssen, mit denen sie sich gerne identifizieren. Franz Kafka lebte vor 100 Jahren, deshalb hat man die dazu passende Szenerie gewählt. Die Gefühle von Lilli aber sind die gleichen wie heute: Lilli und alle Kinder brauchen in der Not einen ebenso zugewandten, wie distanzierten großen Freund, der sie tröstet. Dieses Buch kann genau das leisten, hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V.