Allein in der Wildnis

von Gary Paulsen

Themen

Selbstbewusstsein, Selbständigkeit, Überlebenswille, Lernen, Technik, Natur

Kurzbeschreibung

Brian ist zehn Jahre alt und seine Eltern sind geschieden. Er sitzt in einem kleinen Flugzeug und weiß nicht, ob er sich auf den Sommer bei seinem Vater freuen soll. Plötzlich erleidet der Pilot einen Herzinfarkt und stirbt, Brian ist allein am Himmel, vor sich Instrumente, mit denen er nicht umgehen kann, im Herzen die Gewissheit des Todes. Und dann kommt der Absturz. Doch Brian überlebt und es beginnt eine wahre Robinsonade. Er »erfindet« das Feuer neu, den Bau eines Unterschlupfs, er fertigt Pfeil und Bogen …

Angaben zum Buch:

Titel: Allein in der Wildnis
Autor: Gary Paulsen   Übersetzung: Thomas Lindquist
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-551-35224-8
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Kommentar

Robinsonaden gibt es viele, aber Gary Paulsen vermag es, seine Leser so ins Geschehen zu ziehen, dass sie atemlos miterleben, wovon er erzählt. Sein Geheimnis ist seine Sprache, mit der er scheinbar ganz schlicht unfassliche Ereignisse schildert und damit zulässt, dass sie wahrgenommen und zur eigenen Erfahrung werden können. Menschen wollen unangenehme Wahrheiten gerne verdrängen, es hilft oft auch beim Überleben von überwältigenden Ereignissen, aber noch besser ist es, sich zu stellen, sich auseinander zu setzten mit überwältigenden Erfahrungen. Dieser Autor hilft seinen Lesern dabei.

Brian hätte niemals zugestimmt, wenn er hätte wählen können, dieses Abenteuer zu erleben. Es war schon schwer genug, das Geheimnis der Mutter, die den Vater betrogen hat, für sich zu behalten. Aber das ist nichts gegen das, was Brian auf der Flugreise zu seinem getrennt lebenden Vater, bei dem er die Sommerferien verbringen soll, erfahren muss. Der Pilot der kleinen Cesna erleidet über den unendlichen Wäldern Kanadas einen Herzinfarkt und stirbt. Brian muss das miterleben, begreift zunächst nicht, was das bedeutet und muss dann allein das Flugzeug landen. Das gelingt sogar, aber damit fängt das eigentliche Abenteuer erst an. Brian hat nichts, gar nichts außer seinem Leben und den Kleidern, die er am Leib trägt, und glücklicherweise wenigstens ein Beil, das die Mutter ihm zum Abschied geschenkt hat. Das Beil erweist sich für ein kluges Kind, das um sein Überleben kämpfen muss, als ein wirklich kostbarer Gegenstand, auch wenn der Junge erst lernen muss, damit umzugehen. Schritt für Schritt, immer wieder zurückgeworfen durch Fehler, die er macht, verliert er nicht den Mut, immer wieder neu nachzudenken, wie er die anstehenden Probleme lösen kann. Manchmal erledigen sie sich sogar von selbst. Ein riesiger Bär ist voll zufrieden, sich mit ihm die köstlichen Himbeeren zu teilen, und nicht alle Wölfe greifen Menschen an; Elchkühe hingegen können lebensgefährlich sein und Stechmücken sowieso, sie fressen Brian fast auf, ganz zu schweigen vom Stachelschwein, dessen Stacheln, in den Oberschenkel gerammt, sich leicht entzünden können. Aber Brian ist nicht nur unermüdlich, er ist auch sogar glücklich, jeder Erfolg lässt ihn wachsen, selbstsicher werden, berechtigt stolz und zufrieden.

Als es am Ende doch zur Rettung kommt, ist Brian ein anderer Mensch geworden, einer, der in sich ruht und dankbar ist für Lebensmittel, die man in der zivilisierten Welt einfach haben kann. Er weiß, dass er alle Probleme, die das Leben für ihn noch bereithalten wird, meistern kann. Man wünscht Kindern nicht wirklich, Brians Erfahrungen nachzuerleben, aber davon zu lesen, wie man in lebensbedrohlichen Geschehnissen Lebenswille, Selbstbewusstsein und Verantwortung gewinnen kann, das wünscht man ihnen von Herzen. Hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V.