Der verschwundene Wal

von Hannah Gold

Themen

Erwachsenwerden,  Pubertät,  Mutter-Sohn,  Tiere,  Emanzipation,  Vertrauen,  Zuneigung,  Einfühlungsvermögen

Inhalt

Rios Mutter liegt im Krankenhaus und er wird nach Kalifornien zu seiner Großmutter geschickt, die er kaum kennt. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass es seiner Mutter besser geht, damit er nach Hause zurückkehren kann. Doch alles ändert sich, als er an einer Walbeobachtungstour teilnimmt und auf Weißschnauze trifft, einen sanften Meeresriesen. Rio freundet sich sofort mit dem Wal an, und zum ersten Mal seit langer Zeit spürt er einen Funken Hoffnung. Doch da wird Weißschnauze vermisst, und Rio ist vielleicht der Einzige, der ihm helfen kann. Nachdem er sich auf das größte Abenteuer seines Lebens einlässt, nutzt Rio seine besondere Verbindung zu dem Wal, um ihn zu finden und zu retten.

Angaben zum Buch:

Titel: Der verschwundene Wal
Autorin: Hannah Gold
Illustratorin: Levi Pinfold

Übers. a.d. Englischen: Sylke Hachmeister
Verlag: von Hacht (2023)
ISBN: 978-3-96826-705-0
Verlagsseite zum Buch ➚

Kommentar:

Der Empfehlungsfilm für dieses Buch platzt ein wenig plötzlich in die Geschichte. Das liegt daran, dass er nur die Hälfte eines längeren Videos ist, der sich unter dem Titel „Adolescence“ hier auf dieser Homepage findet: Insgesamt geht es dabei um die schreckliche Erfahrung, wenn Jungen sich in ihrer Pubertät völlig verstört und unsicher fühlen, da sie sich nicht vorstellen können, dass auch sie eines Tages ein attraktiver Mann sein könnten, begehrenswert für andere Menschen.

Nun aber zu Rio, dem Protagonisten des Buchs „Der verschwundene Wal“: Primär ist für Rio Pubertät gar nicht das Problem. Er kann nur gar nicht verstehen, warum seine Mutter psychisch krank ist und er ausgerechnet zu seiner Großmutter geschickt wird, von der er annimmt, dass sie die Ursache für die Lebensverzweiflung seiner Mutter ist. Es ist eine große Leistung der Autorin, wie sie sensibel und ruhig erzählt, wie Rio dieses Vorurteil schafft abzubauen und auch, wie die Großmutter nicht beleidigt den zunächst kauzigen, ablehnenden Enkel in Ruhe seine Erfahrungen machen lässt. Der Wal „Weißschnauze“ spielt dabei eine wichtige Rolle. Seine Beziehungsfähigkeit zu Menschen hat schon vor Jahren seine Mutter gerettet und jetzt lernt Rio diesen unverwechselbaren Riesen des Pazifiks kennen und mit ihm eine beglückende Freundschaft aufbauen. Zunächst ist Rio der Nutznießer dieser Beziehung, aber dann ist der Wal plötzlich verschwunden, und Rio entdeckt in sich Gefühle, die ihn tatsächlich zum Mann machen. Er begreift, dass er nun gefragt ist, dass er helfen muss, dass er seine Intelligenz einsetzen muss, um seinen Freund zu retten. Das ist nicht einfach, und unbequem ist es allemal, vom Nehmer zum Geber zu werden. Aber wenn dann endlich die Krise bewältigt ist, dann ist das Glück echt und unendlich bereichernd. Für Rio ist der schöne Satz von Kant Wirklichkeit geworden, er hat sich aus der Unmündigkeit, der Abhängigkeit von Anderen heraus entwickelt. Man nennt das gelungene Aufklärung. Mit Sicherheit wird er künftig nicht an seiner attraktiven Männlichkeit zweifeln müssen.

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