Adolescence

Filmserie in Netflix

Themen

Gewalt,   Mobbing,   social media,   Erwachsenwerden,   Selbständigkeit,   Freiheit,   Verantwortung,   Gerechtigkeit,   Dissen,   Mord,   Sensibilität,   Alleinsein,   Achtsamkeit,   Eltern,   Schule,   Pubertät,   Empathie

Kurzbeschreibung / Inhalt der Filme

Der 13-jährige Schüler Jamie Miller wird eines Morgens von der Polizei wegen Mordverdacht verhaftet und aufs Polizeirevier gebracht. Obwohl er die Tat leugnet, wird in Anwesenheit seines Vaters Eddie ein Beweisvideo abgespielt, das Jamie bei der Tötung seiner Mitschülerin Katie zeigt. Die leitenden Ermittler Luke Bascombe und Misha Frank besuchen später Jamies Schule, um nach möglichen Motiven und der Tatwaffe zu suchen. Wie sich vor Ort herausstellt, wurde Jamie von Katie als Incel bezeichnet und gemobbt. Als Mittäter stellt sich sein bester Freund Ryan heraus, der das Messer besorgte und ebenfalls verhaftet wird. Jamie kommt in der Folge in eine Jugendstrafanstalt, wo er auf seine Gerichtsverhandlung wartet und von der Psychologin Briony Ariston bezüglich seines Verständnisses der Tat befragt wird. Als er sich über ein Jahr später schuldig bekennen möchte, erkennen seine Eltern Eddie und Manda, seinen Onlineaktivitäten nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben und daher mitverantwortlich zu sein.

Angaben zum Medium:

Titel: Adolescence
Produktion: Netflix 2025
ISBN: 978-3-8369-2128-2
Internetseite zum Film ➚

Kommentar:

Dieser Film ADOLESCENCE wurde in allen Zeitungen, die ich lese, mit einer großen Rezension mit Bild, um auch ja Aufmerksamkeit bei den Lesern zu wecken, gelobt. In einer dieser Zeitungen gab es aber auch einen Verriss. Der Rezensent konnte sich gar nicht beruhigen über die Schönfärberei englischer Kinderrealität, die dieser Film als Hintergrund der Geschichte, die er erzählt, zu Grunde legt. Laut diesem Journalisten sind englische Schulen der Inbegriff der totalen Verwahrlosung, stinkende Unratshöllen, und in englischen Elternhäuser werden Kinder schrecklichen Gewalterfahrungen ausgesetzt. Ich denke, dass es tatsächlich solche Schulen und Elternhäuser gibt und das nicht nur in England; aber ich weiß, dass es auch viele gute Schulen mit engagierten Lehrern und viele wohlmeinende Eltern gibt.

Und genau das ist das Thema dieses Films und die Tragik der Ereignisse: Zu viele Kinder fühlen sich nicht nur, sondern sind faktisch allein gelassen in ihrer Entwicklung, im Prozess des Erwachsenwerdens, der Adoleszenz.  Interessant für mich ist, dass dabei alle Erwachsenen, die Eltern, die Lehrer, die Polizisten, die Psychologin, ausgesprochen höflich und freundlich mit den Kindern umgehen. Sogar der 13jährige Junge, der äußerst brutal eine Mitschülerin ersticht, wird so behandelt. Und trotzdem wird er zum Monster, für einen Augenblick nur, aber der kostet dem Mädchen das Leben. Die Frage für alle handelnden Personen im Film, aber auch für alle Zuschauer ist: wie kann so etwas passieren. Der Film gibt keine vordergründigen Antworten, moralisiert auch nicht. Die Klarheit und die Sensibilität, mit der er diese Geschichte erzählt, ist konsequent, und so geht er auch mit dem Mörder um. Aber gerade dadurch stellt dieser Film kluge Fragen. Und die Kamera zeigt ganz direkt und ungeschönt den emotionalen Mangel, an dem dieser Junge, aber auch sein Opfer leidet. Die Hilflosigkeit gegenüber und Ausgeliefertsein an gängige Social-Media-Normen ist ein wichtiges Argument gegen den Umgang mit dem Internet für Kinder. Internetkompetenz als Lernziel in Schulen ist gut gemeint, so gut gemeint, wie all diese Erwachsenen sind, die ohnmächtig der Macht dieses Mediums  gegenüber stehen. Der Film zeigt das alles ganz genau, und wer sich auch nur einen Gedanken dazu macht, weiß, dass dieser Film Konsequenzen fordert.

Weil man aber natürlich die Welt nicht mehr zurückdrehen kann, sollte man eine Szene besonders ernst nehmen: Der Kommissar hat ein Gespräch mit seinem Sohn, der dem Vater das Motiv der Tat erklären will. Wie schwer sich der eigentlich liebevolle Vater tut, seinem Sohn wirklich zuzuhören, wie er ihm immer wieder ins Wort fällt, weil er doch groß ist und weiß, wie die Welt funktioniert, das ist ein glasklarer Spiegel von eben der alltäglichen Elternunfähigkeit, Kinder so zu lieben, dass sie sich wahrgenommen fühlen, dass die Eltern ihre Welt kennenlernen wollen, um wirklich mit ihnen gemeinsam zu leben.

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