fünfter sein
von Ernst Jandl & Norman Junge
Themen
Arztbesuch – Krankheit – Weh – Heilung – Hilfe – Angst – Erwartung – Trost – Gefühle – Mitgefühl – Identifikation
Kurzbeschreibung:
Fünf Gestalten sitzen in einem dunklen Raum vor verschlossener Tür. Durch den Türspalt dringt nur ein klein wenig Licht. Und dann: Einer rein, einer raus, nächster sein. Und schließlich: selber rein. Und dann…?
Angaben zum Buch:
Titel: fünfter sein
Autor: Ernst Jandl
Illustrator: Norman Junge
Verlag: Beltz&Gelberg (Minimax 2004 / Original 1997)
ISBN: 978-3-407-76005-0
Alter: ab 5
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Kommentar:
Lechts und Rinks kann man zwar velwechsern, aber das Gedicht „Fünfter sein“ ist unverwechselbar eine Meisterleistung an Humor und Sympathie mit Leuten, die Hilfe brauchen, oder einfach ein kleiner großer Text über die Realität im Wartezimmer eines Arztes. Der schlichte Text mit dem laufenden „einer raus, einer rein, nächster sein“ ist von Ernst Jandl, den die Literatur kürzlich am 1.August 2025 zu seinem 100. Geburtstag feiern konnte. Komisch ist er nur auf den ersten Blick, dann wird er bitter, fast zynisch, um aber beim wiederholten Lesen umzuschlagen in genau die Ermutigung, die Menschen und Tiere brauchen, wenn sie im Wartezimmer auf die Behandlung warten.
Welche Ängste, welche Erwartungen, welche Ungewissheiten, schließlich auch welcher Trost dabei eine Rolle spielen, das hat Norman Junge einzigartig und genial in Bilder gesetzt (siehe dazu auch ==> die Interpretation von H.B.Petermann ==> www.leseleben.de): Diese Bilder bieten vor allem hinreißend mitfühlend Identifikationen mit jedem der fünf Beteiligten, eigentlich, wenn man den Arzt dazu nimmt auch mit sechs, und wenn man die im Bild nicht sichtbaren Eltern und Spielzeugbesitzer mitzählt, noch viel mehr, und natürlich nicht vergessen: wir selbst, die Betrachter.
Vor allem der größte, der Bär, weckt unser Mitgefühl, wenn er in hellem Entsetzen seine Pfote vor den Mund presst, aber auch später der Frosch, der sich am liebsten verstecken würde und meint, wenn er auf dem Rücken liegt, würde man ihn übersehen! Alle Fünf leiden jeweils auf ihre Weise. Und jeder Patient im Wartezimmer eines Arztes kann sich absolut mit dieser oder jener Figur, dieser oder jenen Haltung, dem einen oder anderen Gefühl, mit jeder Körperhaltung und Mimik identifizieren, und deshalb sollte dieses Buch in jeder Arztpraxis im Wartezimmer liegen, auf jeden Fall aber bei jedem Orthopäden…Fuß verloren, Flügel ab, Nase gebrochen usw…
Allerdings ist wichtig noch darauf hinzuweisen, dass alle Patienten, immer wenn sie die Behandlung überstanden haben strahlend, glücklich geheilt aus dem Behandlungszimmer springen. Der kleine Kerl, der letzte in der Reihe, mit seiner kaputten Nase könnte eigentlich getröstet eintreten, wenn es heißt: „selber rein…“. Aber….vielleicht kennt er das Buch noch nicht???
Also kaufen, lesen, mitzittern, mit erfahren, dass vieles wieder gut werden kann.
Hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V. –
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