Das große Balladenbuch
hg. von Otfried Preußler & Heinrich Pleticha
Themen
Balladen, Gedichte, Sprache, Sprachbilder, Otfried Preußler, Geschichten ,Spannung, Poetik, Hechelmann, Goethe ,Schiller, Sprachkunst, Grusel, Witz, Schicksal, Vorlesen
Inhalt
Wer war Doktor Eisenbart? Oder welche Ereignisse veranlasste Theodor Fontane zu „Die Brück am Tay“? Otfried Preußler und Heinrich Pleticha haben die schönsten deutschen Balladen zusammengetragen und mit interessanten Hintergrundinformationen versehen.
Angaben zum Buch:
Titel: Das große Balladenbuch
Herausgeber: Heinrich Pleticha & Otfried Preußler
Illustrationen: Friedrich Hechelmann
Verlag: Thienemann (2000)
ISBN: 978-3-522-17266-0
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Kommentar:
Warum heute noch Balladen lesen? Ganz einfach, weil sie von spannenden Geschehnissen erzählen, die von erstaunlicher Aktualität sind, wenn man sie denn versteht. Die Sprache, in der sie etwas präsentieren, ist allerdings keine Umgangssprache, schon gar keine SMS-Sprache. Aber wer sich auf die vielen sprachlichen Feinheiten und Wendungen, ihren Klang und ihren die Hörer ergreifenden Anspruch einlässt, entdeckt, dass hier mit Sprache der tiefere Sinn des Gesprochenen festgehalten wird. Sinnvollerweise werden diese Texte darum laut vorgetragen, um sie uns einfühlsam ins Gedächtnis zu legen. So können die Inhalte immer wieder neu erinnert werden und so zum Verstehen von Sprache als Verstehen von Welt und von uns selbst werden.
„Es ist heute recht still geworden um die Balladen“, meint Heinrich Pleticha, einer der Herausgeber dieses großen Balladen-Buchs in der Einleitung. Der Satz ist gut gewählt, denn das „still“ meint nicht nur, dass Balladen heute im digitalen Zeitalter vielleicht nicht mehr den Wert haben wie in früheren Zeiten, als nicht nur das Wünschen geholfen hat, sondern auch viel und laut miteinander gesprochen und erzählt wurde. Das „still“ deutet so an, dass Balladen nicht nur gelesen werden sollten, sondern laut ertönen müssen. Entstanden sind sie, so die Einführung, aus Volksballaden, die wie kleine Theaterstücke vor vielen Menschen präsentiert wurden, vor vielen leseunkundigen Menschen, die es ja bekanntlich vermehrt wieder gibt, um ihnen Wichtiges zu übermitteln, aber auch vor Lesenden, um ihnen Geschehnisse in verdichteter poetischer Form besonderes eindringlich nahe zu bringen. Denn schreiben können viele, aber erzählen, um uns zum Zuhören zu bringen und zum Verstehen und zur Auseinandersetzung oder auch rein zum Vergnügen, das ist eine besondere Gabe. Und genau das ist das Anliegen von Balladen.
Die meisten den Älteren bekannte Balladen finden sich in diesem dicken, über 414 Seiten langen Buch, so die von König Belsatzar, vom Erlkönig, von den Kranichen des Ibykus, von John Maynard, natürlich vom Handschuh oder vom Zauberlehrling; daneben gibt es viele weniger bekannte und auch einige fast unbekannte. Das Besondere des Buchs ist die Einteilung in vier große Abteilungen (die sich natürlich auch überschneiden): Balladen im Volkston, historische Balladen, Natur- und Schicksals-Balladen, Schmunzelballaden, jeweils mit erläuternden Einführungen der Herausgeber Heinrich Pleticha und Otfried Preußler versehen, zudem mit kurzen Einführungen auch zu den einzelnen Balladen. Und als weiteres Highlight bereichert Friedrich Hechelmann den Band mit 24 stimmungsvollen, die poetische, manchmal düstere, manchmal schaurige, manchmal witzige Atmosphäre einfangenden Bildern zu 24 Balladen.
Dieser Band gehört unbedingt in jeden bildungswilligen, lesehungrigen Haushalt, zum Schmökern, vor allem aber zum lauten Intonieren und den Gestus der einzelnen Texte nachempfindenden Vorlesen. Also auch in jedes Klassenzimmer, um den Reichtum der Sprache allen Kindern zugänglich zu machen.
Hier für Leanders Lieblinge vorgestellt und empfohlen von Gabriele Hoffmann, LeseLeben e.V. – Über www.leseleben.de findet ihr viele weitere Buchempfehlungen (mit Kurzvideos) und Seminar-Angebote.